Es war Blechblasmusik auf höchster Stufe, die das Ensemble, bestehend aus den Trompetern André Meier und Heinz Saurer sowie den Posaunisten Adrian Weber und Sebastian Koelman, am letzten Sonntag in der reformierten Kirche darbot.
Wer dabei war, behält gewiss „Heart of Tones“ von Pauline Oliveros in prägendster Erinnerung. In die Mitte des Programms angesetzt, öffnete dieses Werk für Solo-Posaune, Oszillatoren und drei Instrumente die Türe zu einer meditativen Tonwelt, in der mit Leidenschaft sich umzutun die US-amerikanische Komponistin sich erklärtermassen bekennt. Der Solopart war Adrian Weber anvertraut, derweil seine drei Kollegen – sich bewegend und wieder verharrend – den ganzen Kirchenraum in Anspruch nahmen. So ergab sich ein höchst eigenwilliges, aber auch faszinierendes, von einem oszillierenden Grundton ergänztes Klanggefüge. Die effektvollen, in einen allmählich verebbenden Nachhall mündenden Schwingungen drangen wohl bis tief in die Seele der gebannt Zuhörenden. Selten ist solch eigentümliche Musik zu geniessen.
Was davor und danach erklang, war nicht minder hörenswert. In die fünfgliedrige, in Prélude, Air, Signal, Cantique und March aufgeteilte „Petite Suite“ von Jan Koetsier fand das Quartett nach einem klitzekleinen Auftaktstolperer überzeugend hinein. Mochte die Komposition zu Beginn auch fast disharmonisch erscheinen, so freundete man sich mehr und mehr mit der Kraft der bis in die hintersten Winkel der Kirche reichenden Töne an.
Mit Estienne du Tertre und Cipriano de Rore erwies das Quartett Brass4 zwei Komponisten aus der Renaissance die Reverenz. Sofort bestimmten höfischer Glanz und tänzerische Leichtigkeit die musikalische Szene. Wie bei allen dargebotenen Werken wurde auch hier das makellose Ansetzen der Instrumente durch die Interpreten offenkundig. So war denn in manchen Passagen eine Steigerung ins absolut Virtuose nur folgerichtig.
Die „Dance Suite“ von Leonard Bernstein führte wieder in die jüngste Vergangenheit, Aus jeder Sequenz von Dancisca, Waltz, Bi-Tango, Two-Step und MTV war Bernstein’scher Esprit herauszuhören, lustvoll umgesetzt von den vier Bläsern.
Drei Spirituals, arrangiert vom Uruguayaner Enrique Crespo, liessen schliesslich zu Vertrautem finden. „Battle of Jericho“, „Nobody knows“ und „Swing low“ existieren ja in mannigfachen Versionen. Jetzt kennt man sie dank André Meier, Heinz Saurer, Adrian Weber und Sebastian Koelman auch im massgeschneiderten Brass-Kleid. Warmer Applaus belohnte die vier Musiker.
Das Ensemble Brass4 mit André Meier, Heinz Saurer, Adrian Weber und Sebastian Koelman (von links).
Text und Bild: Martin Hüsler